175 Jahre Pioniergeist im Überblick
Von der Knochenverarbeitung zur regenerativen Medizin, von einer lokalen Leimfabrik zum weltweit führenden Unternehmen in der Zahnmedizin. Begleiten Sie uns auf einer Reise durch 175 Jahre Innovation, Mut und Wandel.
Erste Leimfabrik der Schweiz
Drei Jahre nach der Gründung des modernen Schweizer Bundesstaates gründen Heinrich Glättli und Heinrich Geistlich am Zürichsee die erste Leimfabrik der Schweiz. Sie legt den Grundstein für das heutige Unternehmen Geistlich.
Umzug nach Schlieren
Die Leimfabrik zieht nach Schlieren und prägt als erstes Industrieunternehmen den damals noch ländlichen Ort. Mit 13 Mitarbeitenden beginnt zudem die Produktion von Dünger aus entleimten Knochen.
Eduard Geistlich wagt sich ins Ausland
Nach dem Tod seines Vaters führt Eduard Geistlich das Unternehmen weiter. Noch vor der Jahrhundertwende wagt er den Schritt auf internationale Märkte. Trotz Schutzzöllen und Konkurrenz setzt sich die Qualität der Produkte durch. Geistlich wird auch im Ausland bekannt.
Neue Produktionsstätte in Wolhusen
Mutig übernimmt Geistlich eine Beinwaren- und Knopffabrik in Wolhusen. Bereits ein Jahr später stellt der erst 18-jährige Sohn von Eduard Geistlich die Produktion auf Leim und Dünger um. Nach der Eröffnung des Simplontunnels 1905, damals der längste der Welt, setzt Geistlich die frei gewordenen Fachkräfte ein, um einen Wasserkanal für ein weiteres Wasserkraftwerk zu bauen. Der erzeugte Strom versorgt nicht nur die Fabrik, sondern auch drei umliegende Dörfer.
Vorreiter der Entwicklung des Limmattals
Eduard Geistlich ist ein Pionier, der Schlieren nachhaltig prägt. Unter seiner Leitung wachsen die Produktionsanlagen stetig, zugleich treibt er die Entwicklung der Region voran: Er initiiert die erste Elektrizitätsversorgung, beteiligt sich am Bau der Limmattalbahn (1901) und installiert das erste Telefon, das er der Bevölkerung kostenlos zugänglich macht. Bereits 1902 eröffnet er einen Kindergarten und unterstützt die Wiedereröffnung der Sekundarschule. Seine Haltung prägt Geistlich bis heute – ein Unternehmen, das seinen Namen mit Stolz trägt.
Als Familie in die Zukunft
Nach Eduard Geistlichs Tod übernehmen seine acht Kinder gemeinsam die Leitung des Unternehmens. 1909 gründen sie die Familienaktiengesellschaft „Ed. Geistlich Söhne AG“. So bleibt das Unternehmen unabhängig und bereit für neue Aufbrüche.
Mit Haltung durch den ersten Weltkrieg
Während des Ersten Weltkriegs steigt die Nachfrage nach Leim und Dünger stark an. Geistlich organisiert den Import von Knochen aus Spanien, Malta und Frankreich, oft im Tausch gegen Leim. Trotz der schwierigen Zeit baut das Unternehmen 1917 ein Wohlfahrtshaus mit Küche, Speisesaal und Bädern für die Belegschaft und fördert zudem den Wohnungsbau.
Durchbruch mit synthetischem Leim
Trotz der Weltwirtschaftskrise zahlt Geistlich weiterhin Renten an die Mitarbeiterschaft und sichert ihnen mit einer 90-tägigen Arbeitslosenversicherung Unterstützung. Gleichzeitig erzielt das Unternehmen 1933 einen technologischen Durchbruch: Es bringt „Tycol“, seinen ersten synthetischen Leim, auf den Markt und lässt ihn in 18 Ländern patentieren.
Gründung einer pharmazeutischen Abteilung
Im Zweiten Weltkrieg wird Geistlich-Dünger unverzichtbar für die Schweizer Selbstversorgung. Inmitten von Beschränkungen und Mangel gründet Geistlich 1943 eine pharmazeutische Abteilung. Zwei Jahre später bringt das Unternehmen sein erstes Humanpharmazeutikum, Decalcit®, ein Calcium- und Vitamin-D-Präparat, auf den Markt, das international vertrieben wurde und bis heute erhältlich ist.
Pharmazeutischer Aufbruch
Geistlich baut seine Forschungsaktivitäten aus: Neue Labore, eine eigene Forschungsbibliothek und neue Herstellungsverfahren entstehen. Zum 100-jährigen Jubiläum 1951 übernimmt das Unternehmen die Delta-Werke in Zofingen und lanciert mit GT 50 ein Gichtpräparat, das die starken Schmerzen wirksam lindert — ein bedeutender Meilenstein in der Unternehmensgeschichte.
Fortschrittliche Klebstoffe
Geistlich investiert 1957 in ein modernes Fabrikationsgebäude mit Laboren für die Klebstoffforschung. Ein Jahr später bringt das Unternehmen „Konstruvit“ auf den Markt, einen vielfältigen Weissleim, der in fast jedem Schweizer Haushalt Einzug hält. 1964 nimmt das Unternehmen eine fortschrittliche Polymerisationsanlage in Betrieb und erweitert das Sortiment um neue Produkte: Holzleime, Baukleber, Wandbeschichtungen, Bodenkleber und ein Do-it-yourself-Sortiment.
Schritt in die regenerative Medizin
Geistlich ordnet 1974 die Produktionsstätten neu - Knochenleimproduktion nach Schlieren, Gelatine- und Düngemittelproduktion nach Wolhusen und wagt den Schritt in die regenerative Medizin: 1981 beginnt die Zusammenarbeit mit Dr. Philip J. Boyne zur Rekonstruktion von Kieferknochen. 1986 sind die ersten klinischen Ergebnisse zu Geistlich Bio-Oss® bekannt – ein Pionierprodukt, das die dentale Regeneration begründet und die Zahnmedizin nachhaltig verändert.
Pionierarbeit in dentaler Regeneration
1987 erhält Geistlich die Zulassung für Geistlich Bio-Oss® in den USA - – ein wichtiger Schritt zur internationalen Etablierung der dentalen Regeneration. 1997 folgt mit Geistlich Bio-Gide® die Einführung der ersten Kollagenmembran für die dentale Regeneration. Ein besonderes Highlight gelingt 1992 an der Weltausstellung in Sevilla: Der weltweit höchste Turm aus Papier steht dank Geistlich-Leim.
Förderung von Forschung und Ausbildung
2003 gründet Geistlich die Osteology Foundation, um Forschung und Ausbildung in der regenerativen Zahnmedizin voranzutreiben. 2004 erzielt ein Chirurgenteam der Universität Kiel eine medizinische Sensation: Ein ganzer Unterkiefer wird im Körper des Patienten regeneriert, dies unter anderem mit Geistlich Bio-Oss®. Die Operation erregt weltweit Aufmerksamkeit.
Investitionen und globale Präsenz
Mit einem 30-Millionen-Franken-Projekt modernisiert Geistlich den Standort Wolhusen grundlegend: Neue Reinräume und Labore entstehen. Gleichzeitig erobert das Unternehmen internationale Märkte, indem es Tochtergesellschaften gründet. Mit Innovationen wie Geistlich Mucograft®, einer speziell für die Weichgeweberegeneration in der Mundhöhle entwickelten Lösung, erweitert das Unternehmen sein Produktportfolio stetig.
Regenerative Medizin im Fokus
Geistlich übernimmt seinen Distributionspartner in Korea und gründet Tochtergesellschaften in Nordamerika, Brasilien, Australien und Indien. Mit Produkten wie Geistlich Fibro-Gide® und Geistlich Derma-Gide® setzt das Unternehmen neue Massstäbe in der Weichgeweberegeneration und Wundversorgung.
Der Pandemie trotzen
Die Coronakrise erfasste 2019 erst China, danach die ganze Welt. Die erste Empfehlung des Bundesamtes für Gesundheit im März 2020, wenn möglich zu Hause zu bleiben, war für viele Mitarbeitende nur sehr eingeschränkt bis gar nicht möglich. Es galt, die Lieferfähigkeit von Geistlich sicherzustellen. Zu diesem Zweck wurden die Teams in Gruppen aufgeteilt, damit im Falle einer Ansteckung notfalls ein Team in Quarantäne bleiben konnte.
Strategische Partnerschaften weltweit
Am früheren Produktionsstandort in Schlieren entstehen neue Wohn- und Lebensräume, während Geistlich seine globale Präsenz stetig ausbaut: 2021 übernimmt das Unternehmen den italienischen Medizintechnikhersteller META Technologies, 2022 folgt Lynch Biologics in den USA. 2024 erweitert Geistlich sein internationales Netzwerk durch den Zukauf von Bionnovation Biomedical in Brasilien sowie Beteiligungen an O.S.T Développement in Frankreich und ReOss GmbH in Deutschland. Eine exklusive Vertriebspartnerschaft mit StimLabs® in den USA stärkt gezielt den Bereich Wundversorgung und unterstreicht die strategische Ausrichtung auf Innovation und Wachstum.
Das nächste Jahrzehnt gestalten
Geistlich nimmt eine Portfolioerweiterung in Angriff und stimmt das Angebot noch spezifischer auf die Bedürfnisse verschiedener Kundengruppen und Marktsegmente ab. Fachärzte, zahnärztliche Dienstleistungsorganisationen (DSOs), allgemein praktizierende Zahnärzte und aufstrebende Märkte sollen verstärkt massgeschneiderte Lösungen erhalten. Bis 2035 will Geistlich die Lebensqualität von über 80 Millionen Menschen durch dentale Regeneration verbessern. Die gut gefüllte Pipeline markiert erneut einen Wandel in der Geschichte des Unternehmens, indem es neue Technologien, neue Marken und neue Kanäle einführt.